BMVZ auf LinkedIn

Warum es wichtig ist, die richtige Frage zu stellen

Ausgangspunkt des fontal-Berichts vom 23. Juli zu MVZ ist die Feststellung, dass die augenärztliche Untersuchung (gerade von Kindern) völlig unterfinanziert und damit unwirtschaftlich ist. Dieser bedenkliche Umstand interessiert die Autoren allerdings nicht. Ihr Thema ist allein, dass die bundesweit rund 600 Augenarztpraxen, die in Besitz verschiedener Investoren liegen, diese Leistung oft nicht erbringen. Dass dies auch die anderen etwa 6.000 Augenärzte in Niederlassung aus genanntem Grund nicht tun, wird im Bericht durch die Kommentare von Patienten und Ärzten aufgezeigt, aber ausgeblendet. Obwohl das kausale Problem offensichtlich der beschriebene, eklatante Honorar-Fehlanreiz ist.

Das ZDF-Magazin frontal hat am 23. Juli 2024 thematisiert, dass es in der Augenmedizin schwer ist, für bestimmte Grundleistungen, wie die konservative Behandlung von Kindern, einen Termin zu bekommen.

Völlig korrekt wurde dargestellt, dass Hauptgrund dafür ist, dass solche Leistungen absolut unterfinanziert sind. LEIDER gibt es aber keine investigative Recherche der Redakteure zur Frage, warum das so ist, wer dafür verantwortlich zeichnet und wie sich das ändern ließe.
Zum frontal-Bericht „Profit auf Kosten der Gesundheit“

Nein. Thema des Beitrages ist vielmehr, dass Investoren als MVZ-Träger, diese Leistung seltener, als es patientenseitig nötig wäre, erbringen, bzw. dass einige Standorte sich eben ganz auf operative Leistungen fokussiert haben. Eine Entwicklung, die sich so auch in den anderen 90 % der Augenarztpraxen, die ganz überwiegend in ärztlicher Inhaberschaft liegen, wiederspiegelt. Aber die sind ja nicht Thema …

Und so wird dieser Aufhänger genutzt, um erneut nach Regulation nicht-ärztlicher Träger zu rufen, bzw. die Ansagen von Karl Lauterbach, dass ’schlussendlich solche MVZ verboten würden‘ zu wiederholen. NEU ist allerdings, dass termingenau im Morgenmagazin desselben Senders Janosch Dahmen, der gesundheitspolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Stellung nimmt, und erklärt und bekräftigt, dass ‚die Regeln so nachgeschärft werden müssten, dass sich MVZ am Wohl der Patienten und nicht an Profiten ausrichteten.‘
Dahmen im Interview „Gesundheit darf keine Ware sein“

Das ist an sich eine wirklich gute Idee! Wie wäre es denn damit, die Honorarregeln so zu verändern, dass grundversorgende Leistungen gerade im Facharztbereich (und gerade auch bzgl. des Mehraufwands bei Kindern) endlich auskömmlich finanziert werden?

Das grundsätzliche Streben von Ärzten (oder MVZ-Trägern), die Praxis wirtschaftlich zu betreiben, hat erst einmal nichts mit Profitmaximierung zu tun, sondern gehört zum A und O guten Unternehmertums. Denn, da in Deutschland jede Praxis per Definition immer auch ein Unternehmen ist/sein muss, ist eine gesunde Betriebswirtschaft die Basis und Voraussetzung guter Medizin.
Hintergrund-Infos

Die MVZ-Debatte ist vor diesem Hintergrund nur die medientaugliche Zuspitzung des grundsätzlich in jeder Arztpraxis bestehenden Widerspruchs zwischen Ethik & Monetik.

  • Ein Beitrag des BMVZ auf LinkedIn vom 24.07.2024