MVZ und ihr gesundheitspolitisches Umfeld –
Strategische Analyse der aktuellen MVZ-Debatte
Das MVZ ist als politisches Debattenthema ein Dauerbrenner. Gleichwohl lassen sich auch in den letzten Jahren Schwankungen ausmachen und Phasen abgrenzen, in denen Akteure wechseln oder die Vehemenz und Stringenz der Angriffe zu- oder abnimmt. Der Umstand aber, dass das MVZ und die beständigen Forderungen einiger K(Z)V-Akteure nach beschränkenden Eingriffen des Gesetzgebers gerade keinen Eingang in den Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung gefunden hat und auch in den Wahlprogrammen nur am Rande vorkam (~ Analyse zur Bundestagswahl 2021), mag hier für die Situation des Jahres 2021 Bände sprechen.
Seit Frühjahr 2022 entwickelt sich die Lage jedoch gänzlich anders. Auslöser war die Veröffentlichung einer Auftragsanalyse “mit besonderem Augenmerk auf MVZ in Eigentum von Finanzinvestoren,” die durch eine breite und teilweise unerwartete Medien erfassende Pressearbeit begleitet wurde. Die von der KV Bayerns als Initiatorin und den Studienautoren gesetzte Agenda, dass “Investoren-MVZ höhere Honorarumsätze abrechnen als Einzelpraxen” fand entsprechend ein schnelles und großes Echo. Insbesondere wurde eine Entwicklung angestoßen, mit der aus dem gesundheitspolitischen Fachthema ‘MVZ’ plötzlich ein Thema des Interesses der allgemeinen Öffentlichkeit wurde, das zur besten Sendezeit, bzw. auch in den gedruckten Leitmedien Eingang in die allgemeinen Nachrichten fand.
Grundsätzlich geht es uns darum, aufzuzeigen, dass jedes MVZ mit der ‘Lizenz zur Versorgung’, die es über die Zulassung erhält, Rechte- und Pflichtenträger im vertragsärztlichen System ist, und dass regelhaft die MVZ – gleich welchen Trägers – diese Verantwortung auch in beide Richtungen ernst nehmen. Die unverhältnismäßig stark auf die kleine Gruppe so genannter medizinferner Investoren als MVZ-Träger fokussierte aktuelle Debatte verstellt hier den Blick darauf, welchen Versorgungsbeitrag MVZ im ambulanten Alltag vor Ort in den Praxen tagtäglich leisten. Und da sich die politische Debatte an dieser Stelle im Kreis zu drehen scheint – verweisen wir abschließend auf einen vier Jahre alten Beitrag … denn anders oder besser können wir es heute auch nicht formulieren:
MVZ-Debatte: Ein Anschlag auf die Verhältnismäßigkeit
Denn kooperative Versorgung – politisch gewünscht und vom Patient benötigt – ist nach wie vor eine der wichtigsten Antworten auf die hochkomplexen Herausforderungen unserer Gesundheitsversorgung. Diesen Konsens sollten wir über die aktuell zu oft, zu unsachlich geführten Debatten nicht leichtfertig gefährden. Es gilt daher dringlich, wieder mehr Verhältnismäßigkeit in die aktuellen Diskussionen zu bringen.
[Schlussabsatz des verlinkten Artikels]